31. Dezember 2015

2016 - eine Hoffnung für den Botanischen Garten - Fördermitglied werden

 

(suds) Liebe Freunde des Botanischen Gartens! Mit Teil VII unserer Serie über heimische Blumen des Saarlandes wünschen wir Ihnen alles erdenklich Gute im Neuen Jahr!Was dieses Neue Jahr uns wohl bringen mag? Ach, könnte man doch in die Zukunft blicken. Nichts einfacher als das.
Schließlich gibt es hierzulande unsere heimischen Orakelblumen wie etwa … die Margerite. Nicht erst in unseren Tagen, schon zu alten Zeiten sorgte sich die Jugend um ihre Berufsaussichten. Dabei lag es immer schon nahe, diesbezüglich das Orakel unserer Wiesen-Margerite (Bild 1) zu befragen. Dazu muss man lediglich die äußeren weißen Zungenblüten eines Blütenköpfchens einzeln auszupfen und die üblichen Berufsstände aus einem bekannten Kinderreim abzählen:

„Kaiser, König, Edelmann;
Bürger, Bauer, Bettelmann;
Schuster, Schneider, Leineweber;
Doktor, Kaufmann, Totengräber“,

lautet eine der zahlreichen überlieferten Versionen.

Die letztlich bleibende Blüte gibt dem Knaben Auskunft über die zu erwartende Berufung, dem Mädchen weissagt sie – gemäß dem damaligen Rollenverständnis - den Stand des künftig Auserwählten. Reißt man die kleinen gelben Röhrenblüten aus, wirft sie in die Luft und hält den Handrücken darunter, so zeigt einem die Zahl der aufgefangenen Blüten den zu erwartenden Kindersegen an.

Mit unserem Löwenzahn, dem Gänseblümchen, der Schlüsselblume sowie dem Johanniskraut kennt unser alter Volksgaube weitere solcher Orakelblumen. Der Name Margerite ist ursprünglich nur in den städtischen Kreisen verwendet worden und hat sich erst zu späterer Zeit auf dem Lande eingebürgert. Er entstammt dem französischen „marguerite“, welches in Frankreich eigentlich das Gänseblümchen bezeichnet, das wir ja auch als Margeritchen kennen. Landläufig bekannt ist die Margerite auch als Wiesen-Wucherblume, eine Anspielung auf ein üppiges, schnelles Wachstum. Letzteres trifft aber in vermehrtem Maße auf ihre Schwester, die Saat-Wucherblume, zu, welcher man als lästig wucherndes Ackerunkraut die eigentliche Namensgebung Wucherblume zuschreibt. Doch auch unsere Margerite ist an ihrem Lieblingsstandort, den landwirtschaftlich genutzten, schwach gedüngten Mähwiesen, vom Bauern nicht gerne gesehen (Bild 2), da sie nur ein geringwertiges, holziges Futter liefert und diesbezüglich bessere Pflanzen durch ihr gehäuftes Auftreten verdrängt. Auf die Erklärung der botanischen Namen unserer beiden Wucherblumen soll hier nicht eingegangen werden, haben sich die gelehrten Botaniker doch über lange Zeit hinweg nicht auf eine einheitliche Zuordnung zu einer der vielen nahe verwandten Gattungen (Chrysanthemum, Tanacetum, Leucanthemum) einigen können.
In noch jungem Zustand können die zarten Sprosse der Margerite als Salat gegessen werden. Zu schlechten Zeiten wurden sie für sich allein oder mit anderen Kräutern gemischt zu einer Art Spinat gekocht. Die alte Volksmedizin nutzte das Kraut gegen diverse Leiden. In unseren modernen Verfahren der Naturheilkunde findet sie allerdings kaum noch Anwendung. Bei der als Zierpflanze in unseren Gärten genutzten Riesen-Margerite handelt es sich übrigens um Kultur-Hybriden mit Chrysanthemum maximum, einer weiteren Wucherblumen-Art aus den Pyrenäen. Als Orakelblume hat die Margerite sogar Einzug gehalten in eines der bedeutsamsten Werke der deutschen Literatur. In Goethes „Faust“ übernimmt sie unter ihrem weiteren Namen Sternblume die Rolle der Weissagerin. Dort befragt das naive Gretchen (Margarete!) das Margeriten-Orakel, um Gewissheit über die Zuneigung ihres angebetenen Heinrichs zu erlangen. „Ja, mein Kind! Lass dieses Blumenwort Dir Götterausspruch sein“, bekräftigt der Auserwählte die erhoffte, wenn auch falsche und fatale Weissagung.
Text: Wolfgang Stein, Botanischer Garten der UdS

Öffnungszeiten, Lageplan, detaillierter Veranstaltungskalender, individuelle Führungsangebote, Förderkreis und weitere Hinweise auf unserer Homepage. Dort auch unser HILFERUF! bei unseren Bemühungen um Rücknahme des Schließungsbschlusses für Ihren Botanischen Garten. Werden Sie bitte Mitglied in unseren Förderkreis (20 € pro Jahr). Beitrittsformulare bitte bei uns anfordern oder aus der Homepage ausdrucken.

 

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